Hintergrund

Der Verband Bildender Künstler der DDR

Plakat Gerhard Voigt

Gerhard Voigt, 1958

Der ‚Verband Bildender Künstler der DDR‘ wurde 1950 unter der Dachorganisation  ‚Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands‘ gegründet, die auf Anregung der sowjetischen Besatzungsmacht 1945 ins Leben gerufen wurde. Im Juni 1952 konstituierte sich der Verein als selbständige Organisation unter dem Namen ‚Verband Bildender Künstler Deutschlands‘ (VBKD). Der VBKD gliederte sich unter der Leitung des Zentralvorstands in 15 Bezirksverbände, in denen die jeweils unterschiedlichen Disziplinen in acht Sektionen aufgeteilt waren: Malerei und Graphik, Bildhauerei, Gebrauchsgraphik, Formgestaltung und Kunsthandwerk, Architektur, Kunstwissenschaft, Pressezeichnung und Karikatur sowie eine Arbeitsgruppe Restauratoren und Kopisten. Neben der ehrenamtlichen Tätigkeit, dessen oberstes Gremium das Präsidium des Zentralvorstandes war, wurde der Verband zentral in Berlin und in den 15 Bezirksverbänden von hauptamtlichen Mitarbeitern organisiert.

1970 erging der Beschluss über die Namensänderung in ‚Verband Bildender Künstler der Deutschen Demokratischen Republik‘ (VBK). Ende der 1980er Jahre betrug die Mitgliederanzahl ca. 6000 Künstler (von 16 Millionen Einwohnern).
Der VBK wurde auf der Generalversammlung am 12.12.1990 aufgelöst.

Plakat Eberhard Gruettner

Eberhard Grüttner, 1987

Die Aufnahme in den VBK erfolgte unter strengen Qualitätskriterien. Die Voraussetzung für die Aufnahme in den VBK war ein abgeschlossenes künstlerisches Fach- oder Hochschulstudium. Nach dem Studium erhielten die Absolventen vorerst den Kandidaten-Status. Es konnten sich aber auch Autodidakten mit einer künstlerischen Mappe bewerben, denen durch Beschluss der Sektionsleitung und des Zentralvorstandes die dreijährige Kandidatur bestätigt wurde. Anschließend konnte nach Vorlage einer Kandidatenarbeit und einer weiteren Prüfung durch die jeweilige Sektionsleitung die Vollmitgliedschaft errungen werden.

Die Mitgliedschaft war für professionell arbeitende Künstler äußerst wichtig, da sie nur so den Status des freischaffenden Künstlers erlangen konnten, der ihnen den Verkauf ihrer Werke mit 20% Steuerabzug ermöglichte. Sie konnten zwar auch privat verkaufen, aber der Großteil der Ankäufe lief über den staatlichen Kunsthandel. Des weiteren konnten sich die Künstler über den VBK renten- und krankenversichern. Die meisten künstlerischen Auftragsarbeiten von staatlichen und betrieblichen Auftraggebern wurden über den VBK abgewickelt. So bestand z.B. die Verpflichtung, bei allen öffentlichen Neubauten 3,8% der Bausumme für Kunst am Bau zur Verfügung zu stellen. Auch die Beteiligung an in- und ausländischen Ausstellungen wurde über den Verband geregelt. Die Dresdener Kunstausstellung war seit 1946 im Vierjahres-Rhythmus das wichtigste Kunstereignis in der DDR. Ebenfalls von Bedeutung waren die jährlich stattfindenden Bezirkskunstausstellungen, über deren Teilnehmer der VBK entschied. Ausstellungsbesprechungen und Rezensionen fanden in der einzigen Kunstzeitschrift der DDR ‚bildende Kunst‘ statt, die vom Zentralvorstand herausgegeben wurde.

Plakat Anke Baltzer

Anke Baltzer, 1989

Eigens für den künstlerischen Materialbedarf wurden in den Bezirken Geschäfte für Künstlerbedarf eingerichtet, die sowohl hochwertige als auch preiswerte Künstlermaterialien zum Verkauf nur für VBK-Mitglieder anboten. Auch sonst waren in den 1980er Jahren die Künstler gegenüber der normalen Bevölkerung privilegiert, indem sie über den VBK Anträge für Reisen ins ‚NSW‘ (nicht sozialistische Wirtschaftssystem) stellen konnten, wobei sie bei Genehmigung auch entsprechende Devisen ausgehändigt bekamen.

Text Constanze Musterer


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