
Foto Thomas Bruns, 2006
Mit dem „Ingeborg Bachmann Altar“ erschafft Thomas Hirschhorn im U-Bahnhof Alexanderplatz einen Ort der Ehre und des Andenkens an die verstorbene Schriftstellerin. Niedergelegte Blumen, Kerzen, Plüschtiere und andere Gaben erwecken den Eindruck eines Straßendenkmals, einer spontan entstandenen Sammlung von Beileidsbezeugungen für eine Person, die an dieser Stelle gestorben sein könnte.
„Diese wilde Mischung aus Dingen, Liebesbotschaften und Gaben an den Verstorbenen verfolgt keine ästhetische Absicht. Mich interessiert vielmehr die persönliche Verbindung, die sich darin ausdrückt. Sie kommt vom Herzen. Sie ist pure Energie“, sagt Thomas Hirschhorn.
Altäre wie dieser können überall entstehen: in verschiedenen Städten, am Straßenrand, auf Plätzen, an Hauswänden. Immer sind sie einem bestimmten Menschen gewidmet, doch die Stellen, an denen man diesem Menschen gedenkt, können wechseln: Der lokale Ort des Andenkens wird durch seine Kraft zum universellen Ort der Erinnerung. Weil sie prekär sind, besitzen die mit scheinbar Profanem bestückten Altäre Kraft und plastische Energie – weder Passanten noch Ordnungshüter würden es wagen, sie zu entfernen. Nur die Zeit lässt sie wieder verschwinden: Ein Straßendenkmal ist hochaktuell – und deshalb auch vergänglich.

Foto Thomas Bruns, 2006
Vier verstorbenen Künstlern und Schriftstellern hat Thomas Hirschhorn, der in Bern geboren wurde und heute in Paris lebt, temporäre Straßenaltäre gewidmet und in verschiedenen Städten aufgebaut: für Piet Mondrian, Otto Freundlich, Raymond Carver und Ingeborg Bachmann.
Sie finden den „Ingeborg Bachmann Altar“ im Bereich des Übergangs von der U8 zur S-Bahn.
© 2007 NGBK